Sissako über Afrika und China
Immer diese Gedächtnislücken! Ich suchte einen Film aus Nordafrika über die Herrschaft der Dschihadisten, er fing mit T an: Tipasa, Timimoun? Es war jedoch Timbuktu, na klar. 2015 hatte ich den Film gesehen, der Regisseur heißt Abderrahmane Sissako. Er lebt in Frankreich und tritt öfter in politischen Sendungen auf. Da spricht er über Afrika und China, denn diese Verbindung prägt seinen neuen Film Black Tea.
Black Tea muss im Frühjahr erschienen sein und ist sicher längst aus den Programmkinos verschwunden; solche Filme halten sich nicht lange. Die junnge Aya lebt in einem afrikanischen Land, soll heiraten, doch sie sagt Nein. Sie reist nach China und lernt dort einen Mann kennen, der sie in die Kunst der Teezeremonie einführt. In dem Film sprechen sie alle Chinesisch (oder Mandarin oder eine verwandte Sprache). Aya und der Chinese wollen gemeinsam etwas aufbauen. Ein poetischer, stiller Film, wie wir es von Sissako gewohnt sind. Das Internet Sacred Text Archive hat dazu den Text The Book of Tea von Kakuzo Okakura.
Abderrahmane Sissako, der auch Das Leben auf Erden gedreht hat, wurde 1961 in Mauretanien geboren, dem Land seiner Mutter; der Vater stammte aus dem benachbarten Mali, wo der junge Mann einige Jahre verbrachte. Von 1983 bis 1989 studierte er Film in Moskau. Auf Youtube ist sein 36-Minuten-Film October zu sehen. Später ließ sich der Regisseur in Frankreich nieder. Seine Frau ist Maji-da Abdi, eine Regisseurin und Produzentin. Sie wuchs in Addis Abeba auf, flüchtete mit der Familie nach Kenia und gelangte nach Kanada. Bei Dreharbeiten war sie mit Bertolucci in Nepal, und dann arbeitete sie mit ihrem späteren Ehemann zusammen. Was für Lebensläufe!
In zwei Interviews äußerte sich Sissako über Afrika und China. Er meinte, die Chinesen hätten es — anders als die westlichen Großmächte — verstanden, zu warten. Sie wollten Afrika nicht kolonisieren. Afrika werde immer von der Ökonomie her betrachtet: der arme Kontinent. Die beiden Interviews waren 9 und 10 Monate alt, also ziemlich aktuell. Sissako erwähnte, dass keine der Waffen, mit denen in Afrika Menschen getötet würden, inm Afrika hergestellt würden, vermutlich nicht einmal eine Patrone.
Und er erwähnte die Bombardierungen des Gazastreifens. Er finde es entsetzlich, dass die Vereinigten Staaten, die größte Demokratie der Welt, dem Versuch der UNO, Israel zur Rechenschaft zu ziehen, mit einem Veto stoppten. Die Hamas tötete bei ihrer unverständlichen Aktion am 7. Oktober vor einem Jahr 1200 Menschen, und Israel schlug unerbittlich zurück. Ihre Bomben forderten 43.000 Opfer, zu 70 Prozent Frauen und kleine Kinder. Die Israelis bewarfen den Gazastreifen unbarmherzig und wiesen immer darauf hin, man habe Hamas-Zentren ausräuchern wollen. Präsident Biden äußerte nur vorsichtige Kritik daran. Die USA beliefern Israel mit Waffen, und 43.000 Tote, meist unschuldige Menschen, seinen ihnen egal zu sein. Das ist wirklich entsetzlich.
Deutschland hat sich auch bedingungslos auf die Seite Israels geschlagen und liefert dem Land anscheinend auch Waffen. Das hat unserem Land in der arabischen Welt geschadet, aber darum geht es nicht; es geht um die Tatsache, dass man sich nicht auf die Seite der unschuldigen Opfer stellte. Wir haben Schreckliches in unserer Geschichte getan und dürfen die Augen nicht vor gegenwärtigen Untaten verschließen.
Dazu lesen:
Das Leben auf Erden — Timbuktu.