Major Scobie

The Heart of the Matter war ein Tipp von Ifemelu und Obinze aus dem Roman Americanah. Die beiden bewunderten den 1948 erschienenen Roman von Graham Greene. Ich hatte das Buch im Regal, konnte mich nicht mehr erinnern, las es und dachte auch: So ein hervorragender Roman! Da stimmt einfach alles, jede Zeile stimmt.

Major Scobie leitet ein Polizeistation der Engländer in einer Stadt in Westafrika. Seine Frau Louise ist unglücklich und reist heim, er verliebt sich bald in die junge Helen, doch dann kommt seine Frau reumütig zurück! Im Hintergrund steht der undurchsichtige Yusef, der dem Major Geld leiht, und Scobie verstrickt sich in ebenfalls undurchsichtige Geschäfte …

Der gute Scobie ist ein aufrechter Mann mit Gewissen und Feingefühl. Wir erleben seine Gedankengänge mit und bewundern ihn für seine Integrität. Mit der Liebe meint er es ernst. Solche im Grunde sensible Menschen sind anfällig. Louise ist strenge Katholikin, er lässt sich da hineinziehen und hält sich für einen Ehebrecher, der seiner Meinung nach vermutlich der ewigen Verdammung entgegensieht. Das führt ihn in die Verzweiflung.

Auch wenn Pfarrer Rank im Roman andeutet, wir ahnten den Umfang von Gottes Gnade nicht. Die zehn Gebote sind (wie viele Bestimmungen im Koran) gewiss nicht zuletzt erlassen worden, um die Gesellschaft zu stabilisieren; eine »außereheliche Beziehung (Ehebruch, schreckliches Wort!) verstößt zwar gegen eine soziale Regel, wird aber auch von Liebe begleitet sein, und das ist doch etwas Schönes!

Der Autor war als junger Mann zum Katholizismus übergetreten und schilderte in seinen Büchern oft (zu oft) Angst und Bedrängnis durch den christlichen Glauben. Auch wir sind als Kinder zur Ohrenbeichte gegangen und haben unsere lächerlichen Sünden heruntergeleiert. Wer alles richtig macht und sich wie ein Buchhalter benimmt, macht alles falsch; großherzige Menschen sind nicht kleinlich. Denen geht auch manchmal etwas daneben, doch das gehört dazu, denn auch die beste Absicht ist nicht vor Fehlschlägen geschützt.

Die Religionen (Christentum und Islam) wollten die Herzen der Menschen mit Drohungen gewinnen und benutzten zudem ihren Gott, um in seinem Namen Untaten zu volbringen. Das fing vor 1000 Jahren an, als ein Papst und Prediger mit den Worten »Gott will es!« dazu aufriefen, Christi Grab im Orient zu befreien und die Gegner abzuschlachten. — Wir können froh sein, dass das Christentum heute auf dem Rückzug ist. Trump haben wir den Christen auch zu verdanken: 81 Prozent der evangelikalen Christen und 60 Prozent der gemäßigten haben ihn gewählt. Die finden das toll, einen Vatergott im Weißen Haus.

 

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