Pedro Páramo
Erst Anfang November 2023 bot Neflix den mexikanischen Film Pedro Páramo an. Was ganz Neues haben wir da also gesehen! Es ist eine Verfilmung des gleichnamigen Buchs von Juan Rulfo (1917-1986) und soll den Magischen Realismus entscheidend beeinflusst haben, den García Marquez und Manuel Vargas Llosa dann berühmt machten. Beide waren sie Literatur-Nobelpreisträger.
Der Magische Realismus meint Geschichten aus Lateinamerika, bei denen zwischen Realität und Vorstellung, Vergangenheit und Zukunft und Leben und Tod nicht mehr klar zu unterscheiden ist. Dieses Etikett wurde gerne benutzt, um südamerikanische Autorinnen und Autoren zu charakterisieren. Doch mittlerweile hat der Film die Literatur überholt, und gerade mexikanische Regisseure haben mit mutigen, die Genres sprengenden Filmen weltweit für Aufsehen gesorgt.
Der Regisseur von Pedro Páramo ist auch ein Mexikaner, Rodrigo Prieto; weltbekannt sind seine Landsleute und Kollegen Alejandro Gónzalez Iñarritu, Alfonso Cuarón und Guillermo del Toro. Iñarritus Filme sind immer Jenseitsfilme, hatte ich geschrieben: Sie bannen einen in eine ungeheuer lastende Gegenwart, hinter der aber schon der neblige Wald zu erahnen ist.
Ein junger Mann besucht ein verlassenes Dorf, um seinem Vater Pedro Párano nachzuspüren. Er begegnet in dem trostlosen Ort zwei Frauen, die mit ihm reden und ihm ein Nachtquartier anbieten, dann jedoch auf rätselhafte Weise verschwinden; vermutlich, weil sie tot waren. Immer wieder gibt es Rückblicke auf das Leben des Patriarchen Páramo, der als böser Mensch dargestellt wird. Der Sohn ist nur einer von einigen Söhnen des Gutesbesitzers, der auf gewissenlose Weise zu Reichtum und Einfluss kam, und sein Ende kriegen wir auch noch mit. .
Das Tolle sind die Szenen in den Häusern im Zwielicht und in den leeren Gassen, durch die ab und an ein Untoter streift. Da kann es einem schon unheimlich werden. Mexiko hat ja ein besonderes Verhältnis zu seinen Toten, die in der Nacht auf den 1. November, am Dia de los Muertos, Ausgang haben. Octaio Paz, ein mexikanischer Literatur-Nobelpreisträger, hat kenntnisreich über das Verhältnis der Mexikaner zum Tod geschrieben. Bei ihnen ist der Schleier dünn, der die Lebenden von den Toten trennt.
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