Huchel, positiv

Die Werke Peter Huchels (1903-1091) wurden mehrmals bei manipogo vorgestellt. Er reiste auch in den Süden, doch niemand hat eindringlicher die Trauer der deutschen nordöstlichen Ebenen im Herbst und Winter geschildert, den Krieg und die Verluste. Doch beim Studieren seiner Werke fand ich zwei erstaunlich positive Gedichte, die wollen wir herausgreifen und hervorheben.

Das erste steht in dem Gedichtband Die Sternenreuse und blickt zurück auf glückliche Kindertage. Es trägt den Titel

Der glückliche Garten

Oben Jena. Wo Schiller lebte.

Einst waren wir alle im glücklichen Garten,
ich weiß nicht mehr, vor welchem Haus,
wo wir die kindliche Stimme sparten 
für Gras und Amsel, Kamille und Strauß.

Da saßen wir abends auf einer Schwelle,
ich weiß nicht mehr, vor welchem Tor,
und sahn wie im Mond die mondweißen Felle
der Katzen und Hunde treten hervor.

Wir riefen sie alle damals beim Namen,
ich weiß nicht mehr, wie ich sie rief.
Und wenn dann die Mägde uns holen kamen,
umfing uns das Tuch, in dem man gleich schlief.

Der Garten ist ein Urbild des Friedens, und kein Wunder, dass er als Metapher für die himmlischen Gefilde verwendet wurde. Irgendwo als Kind frei umherschweifen können, in Wald und Feld, mit Pflanzen und Tieren! Und so müde sein, dass man schnell was isst und gleich einschläft. Ich bin in der Stadt aufgewachsen, aber ringsum waren viele Wiesen, und im Innenhof der Wohnblocks (5 Stockwerke, München-Laim) befand sich ein Sandkasten. Endlose Nachmittage!

Bei Peter Huchel kommen oft Tiere vor. Der Beginn des nächsten Gedichts ist gewohnt düster, doch der zweite Vers gibt uns Hoffnung. Geschrieben wurde es 1939 (Kriegsausbruch!), der Dichter rät uns, durchzuhalten. Es ist Teil III von Deutschland. Die ersten beiden Teile wurden 1927 und 1933 verfasst.

III

Welt der Wölfe, Welt der Ratten,
Blut und Aas am kalten Herde.
Aber noch streifen die Schatten
der toten Götter die Erde.

Göttlich bleibt der Mensch und versöhnt.
Und sein Atem wird frei wieder wehen.
Wenn auch die heulende Rotte höhnt,
sie wird vergehen.

 

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