Erhörung

Zum Thema passend wieder eine Geschichte, die Sogyal Rinpoche überliefert hat. Ich weiß, wir haben etwas viel von ihm und Rachel Remen, aber es geht um die Geschichten an sich und ihre Lehre. Erstaunlich ist, dass jemand, obwohl im Koma des Todes, doch noch etwas mitkriegt, auch wenn man es nicht für möglich hält.

Wieder aus Das tibetische Buch vom Leben und Sterben:

Eine meiner Schülerinnen, die in einem Hospiz arbeitete, erzählte mir von einer älteren Schottin namens Maggie, die sie besuchte, nachdem ihr todkranker Mann ins Koma gefallen war. Maggie war untröstlich, weil sie niemals mit ihrem Mann über ihre Liebe zu ihm gesprochen hatte. Sie hatte sich auch noch nicht von ihm verabschiedet, und jetzt, so glaubte sie, sei es dafür zu spät. Meine Schülerin ermutigte sie und sagte, dass ihr Mann, obwohl er nicht mehr ansprechbar scheine, vielleicht trotzdem noch hören könne. Sie hatte gelesen, dass viele Menschen, obwohl sie bewusstlos zu sein scheinen, tatsächlich noch wahrnehmen können, was um sie herum vorgeht. Sie ermunterte Maggie, Zeit bei ihrem Mann zu verbringen und ihm alles zu sagen, was ihr auf dem Herzen lag. 

Obwohl Maggie selbst niemals auf diesen Gedanken gekommen wäre, ging sie zu ihrem Mann und erzählte ihm von all den schönen Zeiten, die sie zusammen verbracht hatten; sie sagte ihm, wie sehr sie ihn vermissen würde und wie sehr sie ihn liebte. Zum Schluss, nachdem sie Abschied genommen hatte, sagte sie ihm noch Folgendes: »Es ist hart für mich, ohne dich zu sein, aber ich möchte dich nicht länger leiden sehen; es ist also in Ordnung, wenn du loslässt.« Nachdem sie geendet hatte, tat ihr Mann einen tiefen Seufzer und starb friedlich. 

Schön hat sie das gesagt. Wir Hinterbliebenen denken eben an uns; doch wenn wir an die Sterbenden denken, können wir nicht richtig traurig sein, denn sie gehen in eine bessere Welt, sie befreien sich. Dennoch muss man zu einem guten Abschluss kommen. Man will im Frieden davongehen. Frau Krüger, meine Vertraute und in gewisser Weise auch meine Schülerin, hatte am Karfreitag (18. April) noch Besuch von ihrer langjährigen Lebensgefährtin. Sie kriegte es nicht mehr richtig mit, hätte man meinen können. Doch eine Stunde nach dem Abschied starb sie.

Im Koma sind die Menschen nicht mehr anwesend; sie runzeln die Stirn und leiden anscheinend, sie sind vielleicht drüben und dann wieder hier, und verrückt klingen die Geschichten von Viele Leben im Koma (Link unten).

 

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