Anrufe von Toten

Ich stieß auf eine Instagram-Vignette (ein Schnipsel) und wurde damit wieder auf eines meiner Lieblingsbücher gestoßen: Phone Calls from the Dead. Das ist 1979 erschienen und nun im Volltext im Internet. Also las ich es nach 30 Jahren wieder und schrieb mir die schönsten Fälle heraus. Das wird uns nun beschäftigen, weil es Anfang November spooky sein muss. 

2012 schrieb Callum E. Cooper das Nachfolge-Buch Telephone Calls from the Dead, wobei er sich beim alten Archiv des Autors D. Scott Rogo bediente, der bereits 1990 gestorben war. Das muss ich mir erst besorgen, das kommt dann später dran.

Alexander Graham Bell (1847-1922) entwickelte das Telefon 1876. Es beflügelte die menschliche Kommunikation entscheidend, es machte sie augenblicklich möglich, es veränderte die Welt. 100 Jahre später kamen die ersten tragbaren Telefone auf. – Doch seit einigen Jahren ist das Telefon auf dem Rückzug; man textet lieber, das lässt schnelle Kurzbotschaften zu, die schön neutral sind. Da geht’s um Fakten. Vorher gab’s die SMS, jetzt haben wir Mini-Texte auf Signal, What’s App, X und Telegram. Man möchte sich heute nicht exponieren, man will weder stören noch gestört werden. Mehr Kommunikation, ja, aber alles auf unpersönliche Art und Weise. Alles in der Schwebe lassen, engagieren kann ich mich später.

Nichts spricht dagegen, dass Geister auf elektronische Weise auch Texte fabrizieren können. Bei der Luxemburger Gruppe um Maggie Harsch-Fischbach sind solche Texte auf dem Computer aufgetaucht. Und es gibt das Buch WhatsApps from Heaven von Louise Hamlin, erschienen 2022. Die Botschaften kamen von ihrem Mann, das war klar. Doch sonst gibt es zuviele von ihnen, Millionen, und jemand hat sich vielleicht in der Nummer geirrt, ein Betrüger will was, und keine Privatforscher untersuchen das Thema, und keine Zeitschrift gibt es mehr, die so etwas veröffentlichen würde.

Meine Instagram-Botschaft lautete ungefähr so:

Charles Peck wollte seine Verlobte treffen. Das war 2008. Es gab in Kalifornien ein Zugunglück, und 25 Menschen starben, darunter auch Charles. In den nächsten 11 Stunden erhielten seine Angehörigen insgesamt 35 Anrufe. Wer zurückrief, wurde auf die Voicemail verwiesen. Sie fuhren an den Unglücksort, vielleicht lebte er noch? Doch Charles Peck war schon Stunden tot.

Da fiel mir eine andere Geschichte ein. Ein Freund meines Neffen war bei einem Verkehrsunfall gestorben. Der Vater erhielt auf sein Handy zwei Anrufe vom Handy seines Sohnes, der jedoch nachgewiesenermaßen längst gestorben war. Und Lichter in der Garage flackerten. Lichter werden gern manipuliert; die Verstorbenen greifen oft elektromagnetisch ein, das können sie.

Mein guter Freund Michael war Ende März überraschend gestorben; obgleich er 85 Jahre alt war, kam es uns überraschend vor, denn er war voller Energie. Wir haben wunderbar am Telefon geredet, weil er immer etwas loswerden wollte. Wir sahen uns selten, er war ohnehin blind. (Ich sagte meiner Partnerin: »Michael war ja blind. Jetzt sieht er wieder.« – »Ach was!« rief sie aus. – »Ja«, sagte ich. »Er ist gestorben.«) Er fehlt mir sehr.

In ein extra Buch trage ich unerhörte Vorkommnisse ein. Da unsere Kommunikationsart das Telefonieren war, schien es nur natürlich, dass er mich anrufen würde.

Anrufe, ohne dass jemand dran gewesen wäre, am 4., 8. und 23. April, außerdem am 7. Mai, am 11. und 14. Juni.. Zwei ungeklärte Anrufe aufs Handy.
Am 7. April fiel die Lampe im Keller aus, am 13. eine der beiden Lampen im Wohnzimmer.
Im Keller – das war verrückt! – brannte am 17. August plötzlich rot ein Stecklicht fürs Fahrrad, das auf dem Regal lag und ich nicht berührt hatte. Es ließ sich auch gar nicht mehr ausschalten, ich musste die Batterie entfernen.

Übrigens: Als ich nach dem »Ich sagte meiner Partnerin …« ein Anführungszeichen setzen wollte und auf Sonderzeichen drückte, wurde der Bildschirm grau. Nichts tat sich. Erst nach 2 Minuten reagierte das Programm. Das ging so weiter. Für jedes Anführungszeichen musste ich 2 Minuten warten. Michael! rief ich. Später, 20 Minuten später, ging es wieder reibungslos. Das war gewiss er. Glaubt es oder glaubt es nicht.  

Übermogen, nach einem Beitrag über Pssolini, kommen wir dann zu den Phone Calls from the Dead.

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