Sexualität und Psi

Der Orgasmus zieht sich im islamischen Paradies über 24 Jahre unserer Zeit hin. Das ist zwar auch nicht unendlich, aber schon ganz schön lang. Der unendliche Orgasmus heißt ein Kapitel in dem Buch Sexualität im Islam von Abdelwahab Bouhdiba (1975). War Tatjana vielleicht doch im Himmel (ihr Orgasmus legt das nahe)? Der Teufel kam ja nicht. Heute geht es um Sexualität und Psi, und mal sehen, was manipogo dazu ausgegraben hat … 

Das entscheidende Zitat ist aus dem Buch Creatures From Inner Space von Stan Gooch, und er behauptet, Sexualität sei

eine hauptsächliche Triebkraft, vermutlich die Triebkraft bei paranormalen Phänomenen.

rolf8Wir denken da, Stan Gooch folgend, an Poltergeist-Phänomene und den Incubus/succubus. Poltergeist nennen wir die unerklärliche Bewegung von Gegenständen, die durch den Raum fliegen können, das Auftreten von Wasserfluten, plötzlichen Bränden und sonstigen irrwitzigen Begebnissen. Professor Hans Bender hat in den 1970-er Jahren viele dieser Erscheinungen erforscht, und sie traten stets auf, wenn eine bestimmte Person anwesend war. Meistens handelte es sich um eine oder einen Halbwüchsigen, und man hat vermutet, ihre verdrängten Impulse — vermutlich uneingestandene sexuelle Triebkräfte — könnten sich auf diese Art geäußert haben.

Es gibt auch viele Berichte über die Schlafparalyse, bei der der Schläfer sich nicht bewegen kann und den succubus erlebt: den ihm aufliegenden Geist. Bei Frauen ist es der incubus, der eindringende Geist, und er könnte schon ein Produkt der Imagination sein, aber sicher bin ich mir nicht. Wenn es in der Nacht zum Vollzug des fleischlichen Akts kommt, ist er von dem echten nicht zu unterscheiden. Bei Gooch sagte jemand darüber:

Ich kann nur sagen, dass die Erfahrung total befriedigend war.

In den Beiträgen Astraler Sex, Übernatürlicher Sex und Sex mit einem Dämon hatte ich das Thema bereits behandelt. Sexuelle Anziehung könnte für die Bilokation verantwortlich sein — dass jemand oder sein geisterhaftes Abbild — woanders erscheint (das sehen wir in Über den Körper hinaus (2): Spontane Besuche am Schluss), für telepathische Verbindungen und geisterhafte Berührungen. Wie in der Magie ist der Wille entscheidend, den Schopenhauer betont hat, während ihn die Psychologie lange Zeit ignorierte.

Sexualität ist der extremste körperliche Ausdruck von Liebe. Vor 10 Tagen, am Freitag nach Pfingsten, appellierte der Priester:

Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen Deiner Gläubigen, und entzünde in ihnen das Feuer Deiner Liebe.

Zwei Tage vorher gab die Lesung Petrus‘ Worte wieder:

In den letzten Tagen, spricht der Herr, will ich Meinen Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden weissagen, eure Jünglinge werden Gesichte schauen, und eure Alten werden Traumerscheinungen haben. 

Paranormale Fähigkeiten werden da angekündigt, hervorgerufen durch die Liebe, die unsere Schwingungen erhöht und uns leichter Kontakt zur Anderen Welt finden lässt. Viele Religionen und spirituelle Disziplinen rieten zu Enthaltsamkeit; im Judentum ist das Beisammensein des Rabbis mit seiner Frau ein gemeinsamer Weg zu Gott, und im Tantra wird versucht, die Energie des Orgasmus ins Innere zu lenken, um sich eher aufnahmebereit zu machen für eine höhere Kraft.

R.c53aa69709e5c4a05b2d4d28beac9630Bei Materialisationsmedien entsteht bei der Séance seltsamerweise großer Druck auf die Sexualorgane. Ein italienischer Professor beschrieb, wie das neapolitanische Medium Eusapia Palladino in Ekstase geriet und dabei »ihre Arme umherwarf, uns mit angespannten Oberschenkeln und zitternden Füßen drückte und ihren Kopf und ihren ganzen Körper meiner und Barsanis Schultern überließ, während wir furchtlos diesem unschuldigen Angriff auf unsere männlichen Emotionen standhielten«. Das Ektoplasma, das den Geistern als Bekleidungsstoff dient, tritt aus den Körperöffnungen aus, also aus Nase, Mund und Ohren, aber auch in den meisten Fällen aus den Genitalien, schreibt der ungarische Kenner Nandor Fodor und fährt fort: »Jedermann mit obszönen Gedanken darf das ektoplasmatische Selbstbefriedigung nennen.«

Zum Kontakt zur Geisterwelt mittels des Ouija-Boards wird immer gesagt, mit zwei Frauen ginge das gut, bei zwei Männern passiere normalerweise wenig, und am besten seien eine Frau und ein Mann am Board. Eine gewisse Grundspannung erhöht anscheinend die Schwingungen und ermöglicht eher einen Kontakt.

Dennis Bradley unterhielt sich am 9. Oktober 1923 einmal mit einem auskunftsfreudigen Geist, Johannes, der ihm verriet, es gehe bei der Sexualität um die Vollendung von zwei Hälften in ein Ganzes. Den physischen Körper gebe es nicht mehr, es blieben Seele und Geist, demnach eine Vereinigung zwischen abstrakten Entitäten. Der männliche Geist »perfektioniere« den weiblichen, bis neue Gedanken und Ideen aus dieser Verbindung entstünden. Geschlechtlichkeit sei die Wurzel allen Lebens, das ganze Universum beruhe auf der Anziehung von Partikeln. Sex sei nur eine Spielart dieses großen Gesetzes.

Aus Yin und Yang entstanden die zehntausend Dinge, heißt es im Chinesischen, und bei dem produktiven Autor Ibn al-Arabi (1165-1240) ist jede Schöpfung ein Akt der Vereinigung. Der Erste Vater umfasst alle Namen, und wenn er sage »Sei!«, vereinige er sich mit den nichtexistierenden möglichen Dingen, deren Dingheit die niedrigste der Mütter verkörpert, und das Geschaffene sei ihr Kind. Das ist ein hochphilosophischer abstrakter Gedanke, der nur im Orient gedacht werden konnte.

 

Illustrationen: Oben rechts ein Bild von Rolf Hannes, Freiburg; Mitte links: aus einer Seance mit Eusapia Paladino (1854-1918). 

 

 

 

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