Leben der Heiligen

Emanuel Swedenborg (1688-1772) sprach bekanntermaßen mit den Engeln und wurde von ihnen im Jenseits umhergeführt. Das soll nicht ironisch klingen, er war wohl plötzlich Astralwanderer und hatte derart kundige Führer, dass er viele Bücher über das Jenseits schreiben konnte (manipogo berichtete). Was wusste er von Eremiten und Heiligen im Jenseits? 

Swedenborg erfuhr, dass nicht alle, die ein heiligmäßiges Leben geführt hatten, dafür belohnt wurden. Wenn ihre Motive nicht selbstlos waren, landeten sie eben bei den Heuchlern und Betrügern. Jesus Christus wird bei Matthäus mit den Worten zitiert:

Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!, wird ins Himmelreich hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.

Der Auszug ist aus Himmel und Hölle (1758), Punkt 535:

DSCN0775Es wurde mir gegeben, mit einigen im anderen Leben zu reden, die sich von den Geschäften der Welt zurückgezogen hatten, um fromm und heilig zu leben, und auch mit einigen, die sich in mannigfacher Weise kasteit hatten, weil sie glaubten, dies heiße der Welt entsagen und die Lüste des Fleisches zähmen; allein da die meisten von diesen sich dadurch ein trauriges Leben schufen und vom Leben der Liebtätigkeit sich entfernten, welches Leben nur in der Welt geführt werden kann, so können sie den Engeln nicht beigesellt werden, weil das Leben der Engel infolge der Seligkeit ein fröhliches ist und in Leistung des Guten besteht, das in den Werken der Liebtätigkeit besteht; überdies brennen die, welche ein von weltlichen Dingen zurückgezogenes Leben geführt haben, von der Sucht zu verdienen, und verlangen daher unablässig nach dem Himmel und denken an die himmlische Freude als einen Lohn, indem sie ganz und gar nicht wissen, was himmlische Freude ist; und wenn sie unter die Engel und in deren Freude versetzt werden, … so wundern sie sich, wie die, welche etwas dem Glauben Fremdes sehen, und weil sie für diese Freude nicht empfänglich sind, so gehen sie weg und gesellen sich zu den Ihrigen, die in der Welt in gleichem Leben gewesen waren.

DSCN0776Diejenigen aber, die im Äußeren heilig gelebt, beständig in den Kirchen und da in Gebeten gelegen und ihre Seelen geängstigt, zugleich aber stets an sich gedacht hatten, dass sie mehr als andere geachtet und geehrt und nach dem Tode für Heilige gehalten werden müssten, die sind im anderen Leben nicht im Himmel, weil sie dergleichen um ihrer selbst willen getan hatten, und weil sie die göttlichen Wahrheiten durch die Liebe zu sich befleckt und in diese sie versenkt hatten, so sind einige von ihnen so wahnsinnig, daß sie sich für Götter halten, weshalb sie unter dergleichen in der Hölle sind; einige sind schlau und trügerisch und in den Höllen der Betrüger, welche diejenigen sind, die der gleichen Dinge durch Kunstgriffe und Schlauheiten äußerlich dargestellt und durch diese das gemeine Volk zu dem Wahn verleitet hatten, daß in ihnen göttliche Heiligkeit wohne.

Von dieser Art sind viele von den Heiligen der päpstlichen Religion (Hervorhebung von mir); mit einigen wurde mir auch zu reden gegeben, und es wurde dann ihr Leben deutlich beschrieben, wie es in der Welt und wie es nachher beschaffen war. Dies ist gesagt worden, damit man wisse, daß das Leben, das zum Himmel führt, nicht ein von der Welt zurückgezogenes, sondern ein Leben in der Welt ist, und daß ein Leben der Frömmigkeit ohne ein Leben der Liebtätigkeit, welches letztere allein in der Welt möglich ist, nicht in den Himmel führt, sondern das Leben der tätigen Liebe …

 

 

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Illustrationen: Die Fotos habe ich 2008 in einer österreichischen Kirche an der Grenze zu Ungarn gemacht, und geparkt hatte ich das Rad vor dem Friedhof. Da leuchtete es magisch vor sich hin, und oben an der Eingangspforte stand: Ich werde euch Ruhe verschaffen.

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