Göttinnen, wie immer im Mai

Im Mai fällt mir immer Luisa Francia ein mit ihrem Buch Eine Göttin für jeden Tag. Es sind also 365, und da eine gewisse Auswahl sein muss, wählen wir mal die Göttinnen, die mit dem Buchstaben M beginnen, und die Todesgöttinnen lassen wir weg. Es sind auch so noch genug, und wenn es reicht, bremse ich mich.

Die Melusine oder Meerfrau, schreibt Luisa Francia,

vereint die Sagen der Meerfrauen und -göttinnen vor der französischen und italienischen Küste. Sie ist eine Menschenfrau mit einem Fischschwanz, manchmal auch mit einem Schlangenleib. Das deutet auf ihre jungfräuliche Qualität. Sie ist niemandem zugehörig, sie gehört nur sich und lebt in der Tiefe des Meeres. … Sie ist für Träume und Wünsche zuständig.

Ma-Emma (Baltikum):

Wo ein einzelner Baum auf einem Feld steht, wird Ma-Emma verehrt, eine Vegetations- und Erntegöttin. Sie ist ein Baum, eine Kornähre, ein Stein. Oft werden für sie Steinhaufen zusammengetragen: ihr Altar.

An der Sommersonnwende werden Feuer entzündet, Tiere hingebracht und Essen wird hineingeworfen: Wir haben dir genommen; jetzt geben wir dir zurück. Die älteste Frau des Dorfes lenkt eine Frauenprozession um die Feuer.

Mami Wata (Westafrika):

Mami Wata, die uralte Meergöttin, die Frau des Wassers, die Mutter alles Fließenden wird an der ganzen westafrikanischen Küste verehrt. Delfine sind ihre Tiere, ihre Farbe ist weiß, und weiß sind auch die Kleider, die die Priesterinnen der Mami Wata tragen.

Meda:

Die germanische Göttin der Landwirtschaft und des Feldes wird mit einer Kornähre dargestellt. Stets raucht sie eine Pfeife. Sie bringt Fruchtbarkeit ins Land und heilt die Erde. Rauchopfer stimmen sie günstig. Ihre Rituale wurden stampfend getanzt.

Mahamayuri (Tibet):

Die tibetische Pfauengöttin verkörpert eine Schutzformel gegen alle Gifte. Ihr Name ist das Heilmittel gegen Vergiftungen. Es gibt eine gelbe und eine grüne Göttin.Sie bringt Frieden ins Heim und beruhigt die Körpersäfte.

Musen (Griechenland):

So beginnt die Odyssee von Homer, geschrieben 800 vor Christus:

Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes, / Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung …

Die Kultur, also die Verfeinerung des Lebens, lag in den alten Reichen in den Händen von Frauen. Nun wörtlich:

Die neun Musen bringen die Verbindung von Ritual, Religion, Kultur und Unterhaltung. Clio symbolisiert Bücher und Schrift, Melpomene das Trauerspiel, Thalia das Lustspiel, Calliope die epischen Lieder, Terpsichore den Tanz, Euterpe die Dichtkunst, Erato die Liebesgesänge, Urania die Astronomie und Polyhymnus den ernsten Gesang. Es ist bekannt, dass Musen auch gern küssen.

Minerva:

Der Name Minerva heißt »Jungfrau«. So ist Minerva die Göttin der Frauen, die niemandem angehören wollen. Sie ist die wilde Frau, die freie Frau ohne Ehemann oder Liebhaber, aber auch die Politikerin, die Städtebauerin und Kriegerin. Sie ist hellsichtig, ihr verbündetes Tier ist die Eule; von der Eule hat sie den scharfen Blick bei Nacht. Als Kriegerin ist sie besonnen. Sie hütet den Ackerbau. …  Minerva symbolisiert die Weisheit der weiblichen Macht und Regentschaft. 

Und die Amerikaner waren nicht in der Lage, einer Frau die Präsidentschaft anzuvertrauen. Jetzt haben sie die Rechnung präsentiert bekommen und die ganze Welt mit: An der Spitze ist der Mann pur, der Mann in all seiner Vulgarität und Selbstherrlichkeit.

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