Die ewige Höllenstrafe?
Die Nahtod-Leute sagen oft: Die Hölle gibt es nicht. Sie ist eine menschliche Erfindung. Steht etwas in der Bibel über die ewige Höllenstrafe? Ich wollte mehr wissen und fand die Erörterung eines Pfarrers der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).
Der Pfarrer heißt Klaus Douglass und schreibt klar hin, was er weiß. Im Alten Testament steht nichts darüber. Man glaubte, die Toten kämen in eine Art Schattenreich, den Hades, der auch in der altgriechischen Dichtung eine Rolle spielt. Im Alten Testament heißt diese Unterwelt (auf Hebräisch) Scheol, im Neuen Testament, das griechisch geschrieben wurde, Hades. Luther übersetzte das Wort, das zehn Mal vorkam, mit Hölle. Die Übersetzungen haben vieles verzerrt.
Martin Luther, der als erster die Bibel ins Deutsche übersetzt hat, ist natürlich wichtig für die Evangelische Kirche. Im Neuen Testament übersetzte er vier Ausdrücke mit Hölle: Hades, Abyssos, Gehenna, Tartaros. Abyssos kommt neun Mal vor, heißt Abgrund und benennt den Wohnort der Dämonen; Gehenna kommt ebenfalls (bei Matthäus) neun Mal vor, das ist ein Strafort für Ungläubige und Ungerechte (wohl aus dem Arabischen). Tartaros ist die eigentliche Hölle, steht in einem Petrus-Brief.
Jesus sei davon ausgegangen, dass es eine Hölle gebe, schreibt Pfarrer Douglass, doch sie komme in seinem Lehren und Denken nur am Rande vor (anders als im Koran, in dem andauernd mit dem Höllenfeuer gedroht wird). Paulus habe überhaupt nicht von der Hölle geschrieben. Nun wichtig:
Die allgemeine Kirchenlehre in dieser Frage wurde vor allem von Augustinus (354 bis 430) geprägt, der aus seinem Bibelverständnis heraus eine ewige Höllenstrafe begründete.
In den nächsten Jahrhunderten seien Himmel und Hölle immer mehr ausgemalt und ausgeschmückt worden, auf die Spitze getrieben von Dante Alighieri in seiner 1320 beendeten »Göttlichen Komödie«. Im Mittelalter wurde der Teufel in die Hölle versetzt; zuvor hatte er im Himmel gelebt. Luther habe die Hölle nicht zu sehr betonen wollen, um nicht aus der Frohbotschaft eine »Drohbotschaft« zu machen.
Katholische Würdenträger drohten dagegen gern, und in fundamentalistischen christlichen Kreisen brachte man Kinder und unbequeme Gläubige mit dem Hinweis auf die Hölle rasch zum Schweigen. Ich habe auf der drittletzten Seite der Bibel, in der Offenbarung, eine Stelle über die ewige Höllenstrafe gefunden, die aber nur den Schlimmsten zuteil wird:
Und der Teufel, ihr Verführer, wurde in den See von brennendem Schwefel geworfen, wo auch das Tier und der falsche Prophet sind. Tag und Nacht werden sie gequält, in alle Ewigkeit. (Off 20,10)
Dann folgt das Gericht über die Toten. Sie werden nach ihren Werken gerichtet. Im Finale der Bibel wird auch kräftig gedroht mit dem Feuer (das war die Inspiration für den Koran).
Das ist der zweite Tod: der Feuersee. Wer nicht im Buch des Lebens verzeichnet war, wurde in den Feuersee geworfen. (20,15)
Der auf dem Thron sitzt, sagt:
Aber die Feiglinge und Treulosen, die Befleckten, die Mörder und Unzüchtigen, die Zauberer, Götzendiener und alle Lügner — ihr Los wird der See von brennendem Schwefel sein. Dies ist der zweite Tod. (21,8)
Dann sind sie weg, und das ist mildtätiger als eine »ewige Höllenstrafe«, die sich niemand vorstellen kann und den sadistisch geprägten Gehirnen der verknöcherten Kirchenväter entsprang.
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