Hospizschwester Jane McFadden
Alex Ferrari hatte auf Next Level Soul Anfang März wieder einen interessanten Gast: die weitherum (von Facebook und Youtube) bekannte Hospizschwester Jane McFadden. Die junge Frau sprach überlegt und gelassen über das Sterben, das sie so oft im Hospiz miterlebte. Ihr neues Buch heißt Nothing to Fear: Nichts zu fürchten.
Alle loben und lieben Jane. Sie arbeitete lange Zeit auf einer Intensivstation, bis sie sich fragte: Ist das der Sinn? Menschen um jeden Preis am Leben zu halten, Überleben um jeden Preis? (Das Leben als höchster Wrt und die Angst vor dem Tod trieb wohl auch zu den Corona-Maßnahmen.) Es müsse doch etwas Besseres geben. So verfiel sie auf das Hospiz und arbeitet dort schon seit fast 9 Jahren. Sie wies auf die Wunder des Todes hin. Der Körper mache dicht, wenn es dem Ende zugehe; er verweigere Nahrung und Getränke, das braucht er nicht mehr. Der Körper wisse, dass es mit ihm abwärts gehe.
Der Vorgang des Sterbens sei nicht schmerzhaft an sich; die Krankheiten verursachen Schmerzen. Manchmal weiß der oder die Sterbende alles: sogar den Tag, an dem es soweit ist. Die Psyche wirkt mit; manche wollen alleine sterben und warten ab, sie alle den Raum verlassen haben; und es gibt das Syndrom des gebrochenen Herzens, und da kann man auf die Geschichte von Debbie Reynolds und ihrer Tochter Carrie Fisher hinweisen. Die Schauspielerin Carrie starb im Alter von 60 Jahren ziemlich überraschend; am Tag danach folgte ihr ihre Mutter durch einen Schlaganfall.
Jane McFadden erlebte auch eine Shared Death Experience, noch bevor sie diesen Fachausdruck kannte. Das bedeutet: Jemand, der stirbt, nimmt dich kurzfristig auf die Reise mit und lässt dich teilhaben. Wir haben ein paar Beispiele (Links unten). Jane hatte einen Lieblingspatienten, der zwischen 40 und 50 Jahre alt und schon 9 Monate im Hospiz war. Alle seine Verwandten wurden geholt, er hatte eine gute Zeit, doch eines Tages wusste Jane, als sie sein Zimmer betrat, dass heute der Tod eintreten würde. Eine erfahrene Krankenschwester weiß das. Sie verabschiedete sich von ihm, besuchte noch einen anderen Patienten und ging dann in die Tiefgarage, um sich in ihr Auto zu setzen. Jane:
Plötzlich hörte ich seine Stimme in meinem Kopf, ich konnte ihn hören, sehen und spüren. Er stieß hervor: »Oh gosh, Jane, gosh. wenn ich das nur gewusst hätte …« Er meinte wohl: Wenn ich gewusst hätte, wie schön das ist, hätte ich nicht so viel Angst gehabt. Nach 30 Sekunden war ich wieder in meinem Auto, irgendwie hatte er mich mitgenommen. Manchmal fragte ich ich danach: Ist das wirklich geschehen?
Das Phänomen des visioning ist schon oft beschrieben worde. Etwa 3 bis 4 Wochen vor dem Tod sehen Sterbende verstorbene Angehörige. Bei 9 von 10 terminalen Patienten ist das zu beobachten. Man kann sie darauf vorbereiten.
Jane McFadden meint, dass der Ort, den wir nach dem Tod aufsuchen, unsere Heimat ist. Man spüre diesen Frieden, und wenn man einen Säugling betrachte, stellen sich ähnliche Gefühle ein: Sie kommen ja von dort, waren gerade noch in der anderen Welt!
Die Hospizschwester ist glücklich, an der Reise eines Menschen am Ende seines Lebens teilhaben zu können. Ergreifend sei es auch, die Liebe der Angehörigen für den/die mitzuerleben, der/die gehen wird. Man spüre etwas Heiliges. Das sei Love in Action. Jane ermahnt ihre Zuscherinnen und Zuschauer immer wieder: »Plant den Tod! Versucht, einen Plan aufzustellen. Haltet die Kommunikation so lange wie möglich aufrecht.«
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