TestpilotInnen (60): Judy Hilyard
Alex Ferrari hatte Anfang November vergangenen Jahres in seinem Podcast Next Level Soul (739.000 Abonnenten!) Judy Hilyard zu Gast (gibt’s mit deutschen Untertiteln), was ich übersehen hatte (vermutlich abgelenkt durch meine damals bevorstehende Uganda-Reise). Jetzt war ich drin, und Judys Bericht ist einer der tollsten, die ich je gesehen habe. Sie begleitete Sterbende hinüber auf die andere Seite und kam wieder zurück, und das viele Male!
Judy schloss 1966 die Krankenpflegeschule ab und begeisterte sich für die Intensivstation. Bis 2012 arbeitete sie in diversen Stationen, insgesamt 47 Jahre lang, bis sie 2012 in den Ruhestand ging. Ein paar Jahre leitete sie die Herz-Abteilung im Krankenhaus von Pasadena (Bundesstaat Kalifornien). Eines Tages hielt dort Anfang der 1970-er Jahre die Schweizer Ärztin Elisabeth Kübler-Ross Vorträge. Nahtod-Berichte kannte sie, bevor noch Raymond Moody 1975 seinen späteren Bestseller Life after Life publizierte. Judy Hilyard erzählte:
Ich hörte gespannt zu. Wir hatten damals viele Fälle von Herzstillstand, und wir wussten nie, wer durchkommen würde und wer nicht. Nach den Vorträgen wusste ich in den nächsten Jahren immer, ob wir jemanden retten würden. Wenn es, wie ich wusste, nicht gelingen würde, tat ich dennoch mein Möglichstes, sagte aber im stillen: »Danke für dein Leben!« Wir hatten Hunderte und Hunderte von Patienten, und ich irrte mich nie. Doch ich erzählte das niemandem.
Aufgewachsen war sie in einer fundamentalistisch-christlichen Familie. Judy erzählte: »Ich war lesbisch. Das war fast schlimmer, als eine Mörderin zu sein. Ich verbarg es, auch vor mir selbst, bis ich nach Kalifornien kam.« Die keltische Sterbebegleitung lernte sie erst gegen Ende ihres Arbeitslebens kennen, durch Konferenzen von Richard Gross. Er besaß ein Heilungszentrum und lehrte, wie man Sterbenden dabei helfen könne, loszulassen. Oft empfänden sie spirituellen Schmerz durch schwierige Beziehungen, fehlende Vergebung, fehlende Hoffnung und Bedeutung.
Die Kelten übten diese Kunst zwischen dem 6. und 12. Jahrhundert aus. Sie heißt Anam Cara, und Anam Aira ist der »Pfleger der Seele« (oder die Pflegerin). Er oder sie konnten mit einigen Sterbenden den Weg hinüber antreten und wieder zurückkehren. Heute heißt die Website von Judy Hilyard anamcaracompanion.com. Ihr neues Buch heißt Soul Companion (Seeelengefährtin).
Ohne es zu wissen, hatte Judy Hilyard das jahrelang betrieben! 1985 hatte sie das Institut des Astralreisenden Robert Monroe kennengelernt und dort Kurse belegt. Dabei werden die beiden Gehirnhälften durch unterschiedliche Musik angeregt, und durch Meditation und Intention kann man seinen Körper verlassen und die andere Welt aufsuchen. Ihr erster Besuch dort sei »erstaunlich und fantastisch« gewesen, erzählte Judy Hilyard. Ihr kürzlich verstorbener Vater war dort und sah aus wie 35; sie hatten ein heilendes Gespräch, weil er seine Tochter einmal durch eine Bemerkung sehr verletzt hatte.
Judy versuchte es mit einer Sterbenden und ging mit ihr auf die andere Seite, wobei sie sich dennoch des Krankenzimmers bewusst war; sie hielt sich an zwei Orten gleichzeitig auf, während sich die Konturen des Zimmers veränderten.
Da war ein Gefühl von Frieden und Liebe. Die Frau traf ihre geliebten Angehörigen. Wir waren beide in einem Zustand von Beseligung und Liebe. Das wunderschöne Licht schwand; die Seligkeit jedoch hielt sich über Stunden. Diese Region hat Robert Monroe »Focus 27« genannt. Da gibt es eine Menge Leute aus diesem Leben und anderen Leben, es herrschen Offenheit und Freiheit und Freude. Sie kennen sich alle. Es ist eine Willkommens-Party, und ich gehörte dazu.
Alex Ferrari scherzte, sie sei wohl wie der Fährmann, der die Toten über den Styx rudere — aber keine Gebühr dafür verlange. Sei sie jemals weiter gekommen als Focus 27? Monroe hatte die Öffnung zu weiteren Regionen immer geschlossen vorgefunden.
Judy Hilyard bejahte. Einmal habe sie die Öffnung offen gesehen und glitt hindurch, blieb aber in der Nähe des Eingangs. Dort habe eine andere Atmosphäre geherrscht: mehr Liebe, mehr von allem (falls das noch möglich war), und die regierende Farbe sei eine Art Pink gewesen. Dahinter sei es weitergegangen in die Unendlichkeit, schien es.
Wieviele Sterbende sie hinüber begleitet habe? Sieben seien es nach deren Tod gewesen, aber Hunderte habe sie zu einem Besuch hinübergeführt. Oft seien Geister von dort mit ihr zurückgekommen, um beim Eintritt des Todes anwesend zu sein und zu helfen. — Einmal sei sie traurig gewesen wegen ihres Hundes, der tot vor ihr lag. Dann habe sie die Reise unternommen und habe eine Gegend erreicht, in dem sie sich ein Blockhaus gebaut hatte (mit Gedanken, versteht sich), und da habe ihr Hund (Sophie) gespielt mit einem »hellen Geist«. Wer sei der helle Geist gewesen? Niemand anders als sie selbst! Vielleicht ihr höheres Selbst oder ein Teil von ihr … Es kommt noch verrückter.
Dort drüben hatte ich ein Gefühl der Zugehörigkeit. Das kann niemand verstehen, der nicht dort war. Es lag jenseits von allem. Ich war daheim. Ich war daheim, und ich weiß nicht, welche Worte ich verwenden kann … Dann kamen Leute an mir vorbei, Hunderte, ach, Tausende. Ich kannte sie, sie kamen mir alle so bekannt vor. Sie hatten unterschiedliche Kleider an, hatten auch unterschiedliche Hautfarben und kamen von anderen Leben meiner selbst. … Sie waren alle ich aus einem anderen Leben. Es war verblüffend! Sie kamen aus vergangenen und zukünftigen Leben, und das gehörte alles zusammen. … Als ich zurückkam, schluchzte ich nur noch.
Das ist ein guter Kommentar zu dem Beitrag über die vielen Versionen von uns. Und hinterher bemerkte ich, dass sich die Aussagen von Seth und den Zetas (von Zeta reticuli) ziemlich decken. Wir denken weiter drüber nach.
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TestpilotInnen (25): Deborah King — Die Seelen-Hebamme — TestpilotInnen (11): Dr. John Lerma — Zusammen im Licht — Hospizliche Kultur