Die spirituelle Krankenschwester
Unsere spirituelle Krankenschwester trägt einen schwierigen Namen: Gen Kelsang Gomlam. Die buddhistische Nonne erzählte vor 6 Monaten im Modern Buddhism Podcast von ihrer Arbeit mit Sterbenden in einem Hospiz im ländlichen New Mexico, einem US-Bundesstaat weit unten im Südwesten.
Wie Jane McFadden arbeitete Gen Gomlam lange in der Hi-Tech-Medizin, und sie liebte es. Nach 20 Jahren aber sollte es genug sein; sie ließ sich in New Mexico nieder und landete als Krankenschwester in einem Hospiz, wo sie dann sieben bis acht Jahre blieb. Sie sagte:
Es gab keine Maschinen und keine Ärzte. Ich hatte nichts, nur mich selbst und mein gutes Herz. Und plötzlich lernte ich die Welt des natürlichen Todes kennen, der sich sehr von meinen Erfahrungen unterschied. Wir mussten manchmal mit dem Geländewagen zu den Sterbenden fahren. Alle waren so dankbar. Und ich sah, dass der Sterbeprozess sehr lange dauern konnte. Bei einer Frau waren keine Lebenszeichen mehr zu erkennen, und doch dauerte es noch 27 Stunden, bis sie wirklich von uns ging. Ich habe so viel dabei gelernt.
Doch eine Frage blieb offen: Was ist es, das davongeht? Der Körper blieb, aber etwas Anderes verschwand. Sie fragte Ärzte: Was passiert, wenn jemand stirbt? Was ist der Tod? Die Antworten waren unbefriedigend. Heute sagt sie:
Es gibt einen Teil in dir, der dem Tod nicht unterworfen ist. Es gibt einen todlosen Teil (a deathless part). Darum ist es von entscheidender Bedeutung, sich um seinen Geist zu kümmern und ihn positiv zu halten.
Da wir nun so viele TestpilotInnen kennengelernt haben und andere spirituelle Hospizmitarbeiterinnen, kommt uns diese Aussage etwas dürftig vor. Gen Gomlang ist nun Dozentin am Kadampa-Meditationszentrum in Florida. Sie ist buddhistische Nonne und bewegt sich natürlich theoretisch in diesem Umkreis. Sidharte Gautama Buddha, der von 450 bis 370 lebte, soll nie von einer Seele gesprochen haben und auch von einem Schöpfer nicht.
Eine Gelehrte (I. B, Horner) meinte indessen, er hätte es sehr wohl getan, doch diese Aussagen seien unbeachtet geblieben. Jedenfalls wird im Buddhismus auch nicht klar, was sich wieder inkarniert. Alles bleibt etwas unbestimmt, nur die Todlosigkeit wird zugestanden: Nirwana. Lebt das Bewusstsein weiter? Das könnte man laut Buddhismus auch nicht behaupten.
Darum betont Gen Gomlam immer wieder, man solle positiv bleiben und Mitgefühl lernen. Dies und Achtsamkeit sowie der Verzicht auf jegliche Anhaftung sind die Pfeiler des Buddhismus. Sie sagte:
Was du wirklich tun musst, ist, deinen Geist zu betreuen (nursing the mind). Emotionaler Schmerz ist schrecklich. Also wurde ich eine spirituelle Krankenschwester. – Lerne über deinen Geist, kontrolliere dich. Arbeite mit deinem Geist (mind), dann wirst du immer bereit sein. Meine Todesfurcht ist definitiv verschwunden.
Eine nette Episode erzählte sie: Eine Frau litt unter einer schmerzhaften Darmkrankheit, aber sie dachte immerzu an ihren Mann und kochte für ihn. Sie wollte, dass er auch nach ihrem Tod gut versorgt wäre. Sie war derart auf ihn konzentriert, dass sie selbst für sich kaum Schmerzen empfand. Auch Christen haben das bemerkt: Wer sich total für den Nächsten einsetzt, so dass sein eigenes Ich verschwunden ist, lebt wie ein befreiter, erlöster Mensch.
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