Glaube in Bewegung
Ja, der Glaube. Er ist den Christen wichtig. Den Artikel Glaube in Bewegung fand ich in der Zeitschrift Jesuiten (2024/4), und geschrieben hat ihn F. Martin Löwenstein SJ, der fast jeden Sommer mit dem Fahrrad durch Europa fährt. Im Juli gab es bei manipogo keinen einzigen Fahrrad-Artikel; das müssen wir wiedergutmachen. Überhaupt: Mehr Fahrrad-Artikel! Mehr Flugverkehr!
Ich schreibe die erste Hälfte des Artikels einfach ab. Das Heft beschäftigte sich mit Madelaine Delbrêl (1904-1964), einer Mystikerin des Alltags, die 30 Jahre arme Menschen in Ivry bei Paris unterstützte und das Fahrrad ebenfalls als spirituelles Werkzeug betrachtete. Nun der Artikel:
Glaube in Bewegung
Es war die fantastische Erfahrung von Freiheit. Die ersten Meter hat mich die Mutter noch angeschoben und dann bin ich davongefahren. Mit meinen vier oder fünf Jahren bin ich sicher noch manches Mal gefallen. Das habe ich vergessen. Aber die Freiheit ist geblieben. Statt auf den Schulbus zu warten, konnte ich starten, wann ich wollte; auch abends in benachbarte Dörfer oder in die Stadt zu kommen – das Fahrrad machte es möglich. So ist es bis heute geblieben, im Alltag und in den Sommerferien. Fahrrad reimt sich für mich auf Freiheit – gerade auch, wenn es bergauf geht oder bei Winterwetter mit Anstrengung verbunden ist.
Viel später erst habe ich darüber nachgedacht. Gerade im Johannesevangelium, in dem so viel vom »Bleiben« die Rede ist, sagt uns Jesus: »Ich habe auch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht.« (Joh 15,16) Das Fahrrad war irgendwie schon immer mein spiritueller Ort. Das Rosenkranzgebet gehört bei mir auf die Landstraße.
Jeder Mensch findet sich nur, wenn er fähig ist, aus seiner Umwelt herauszutreten und Distanz zu sich zu finden. Das macht alle Menschen aus. Für uns als Christ*innen aber ist zentral, dass der Punkt außerhalb, von dem aus wir versuchen, wir selbst zu werden, Christus ist. »Wer sein Leben retten will, wird es verlieren.« (Mt 16,25)
Nur sich selbst zu leben, ist wie »das Fahrrad, das schief an der Wand lehnt« (Madeleine Delbrêl). Gerade und stabil ist das Rad erst, wenn es fährt. Aber die Bewegung braucht ein Ziel.
Der Autor schreibt, er sei immer nur Radwanderer gewesen mit dem Ziel Jesus, den er in anderen Menschen fand, in der Begegnung mit ihnen. Und er schreibt:
Ziellose Bewegung ist genauso unfruchtbar, wie bei sich selber stehen zu bleiben.
Wenn es schwierig werde, müsse man konzentriert fahren und flexibel bleiben, und man müsse wissen, wohin man wolle. Zum Schluss:
Alleine sind wir in dieser Bewegung nie.
Φ õ
Schön. Auch der Artikel hat ja sein Ziel: zu zeigen, dass es gut ist, Jesus zu folgen. Dennoch kann es auch erfrischend sein, draufloszuschreiben, ziellos zu sein; denken wir an Stephen Chong, den wir am 9. August hatten. Wer ein festes Ziel hat, beschränkt sich manchmal selber. Allerdings ist so unsere Sprache: Sie stellt radikale Thesen auf und lässt uns mit ihnen alleine; doch deren Gegenteil kann manchmal auch richtig sein. Kein Radfahrer wird ziellos umherfahren.
Ich fahre mit dem Renner hoch zum Kreuzweg (1071 m) und über Schweighof und Laufen zurück, das ist Training, und da triffst du auch Leute. Und zuweilen finde ich’s auch schön, bloß nach Grißheim zu fahren zum »Kerni-Bäck«, dort einen Kaffee zu trinken und was einzukaufen. Radler brauchen keine Regeln!
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