Das siebente Siegel

Ich stellte beschämt fest, dass ich nichts von dem schwedischen Regisseur Ingmar Bergman (1918-2007) kannte, also schaute ich mir seinen Film Das siebente Siegel von 1957 an, aus meinem Geburtsjahr. Das gibt schöne Querverweise auf das Schachspiel und den Tod, behandelt kürzlich auf manipogo anhand anderer Filme.

fellini-768x577Vorher sah ich, was Andrzej Wajda (1926-2016), auch er ein großer (polnischer) Regisseur, über Kurosawa und Shakespeare sagte … Er meinte vor nicht allzu langer Zeit (2016), dass durch ihre gemeinsame Bildung die Zuschauer sich einig waren in ihrer Vorliebe für die Regisseure Federico Fellini (rechts im Bild), Akiro Kurosawa und Ingmar Bergman, und man könnte noch Andrej Tarkowski und Wim Wenders hinzufügen. Dann aber seien diese Zuschauer einfach verschwunden, und auch sein, Wajdas Werk, gehe ins Leere.

Nach jenen Regisseuren kam eine weitere Gruppe, die ebenfalls ihre intellektuellen Zuschauer fand. Zu ihr gehören Pedro Almodovar, Aki Kaurismäki, Jim Jarmusch, Quantin Tarantino und Woody Allen. Die Zeit war anders geworden und die Filme richteten sich danach: nicht mehr streng, bedeutsam und rätselhaft (Fellinis Werk ausgenommen) waren sie, Seventhsealpostersondern verquer, anarchistisch, humorvoll und gegen den Strich gebürstet. Doch auch diese Protagonisten sind alt geworden, ihre Zuschauer mit ihnen, und nach ihnen gibt es vermutlich schon neue Gruppierungen von Regisseuren, die den Nerv der Zeit treffen, doch sie sind mir natürlich fern.

So rückt den Alternden die Welt ferner, die sie auch nicht mehr groß interessiert, da ja alles, wie sie meinen, schon da war und besser da war. So denke auch ich. Es kann auf Youtube überprüfen, wer Lust dazu hat.

Im siebenten Siegel, einem Schwarz-Weiß-Film des Schweden Bergman, kehrt der Ritter Antonius Block (Max von Sydow) mit seinem Knappen im 14. Jahrhundert nach zehn Jahren auf Kreuzzug heim nach Schweden, doch schon an der Küste wartet der leibhaftige Tod auf ihn und will ihn holen. Der Ritter überredet ihn zu einem Schachspiel. Wenn er gewinnt, darf er weiterleben. Die direkte Begegnung mit dem Tod, die hatten wir schon in einem Film, erst vor 3 Monaten. Und das Schachspiel auch, vor 2 Monaten, mit Beth! (Wobei ich stolz vermelden kann, dass ich auf dem Flug von Entebbe nach Istanbul am 30. November das Schachprogramm im Flieger — Stärke: mittel — mit 2:1 besiegte. Meine kühnen Züge waren zuviel für die Schach-Software!)

 

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Dazu fiel mir auch noch — wir sind ja belesen! — ein Haiku des schwedischen Literatur-Nobelpreisträgers Tomas Tranströmer ein, von dem ich einen Band besitze.

Döden lutar sig
över mig, en schackproblem.
Och har lösningen.

Der Tod beugt sich
über mich, eine Schachaufgabe.
Und hat die Lösung.
(Übersetzung: Hannes Grössel)

Block steht nach der ersten Schach-Runde in einer Kapelle, blickt hoch zum Gekreuzigten und spricht zerstreut einige Worte zu dem Geistlichen im Beichtstuhl. Mit einem Läufer und einem Bauern werde er den Tod überlisten, prahlt er, worauf der Beichtvater die Kapuze zurückstreift und sich zu erkennen gibt: Er ist es selber, der Tod, und er meint, er werde nun aufpassen, wenn sie weiterspielten. Die Pest grassiert auch noch; der Tod hält reiche Ernte und könnte zufrieden sein, doch den Ritter mit seinen Mitreisenden möchte er nun auch noch haben.

»Mir entkommt keiner!« brüstet sich der Tod. Doch er ist so auf das Schachspiel konzentriert, dass wenigstens der Spaßmacher Jof, seine junge Frau Mia und ihr kleiner Sohn Mikael davonkommen können, weil der Ritter den Tod geschickt ablenkt.

 

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