Inshallah a Boy

Die junge Nawal lebt mit Mann und kleiner Tochter in der 5-Millionen-Stadt Amman in Jordanien und arbeitet bei einer reichen Familie. Adnan, ihr Mann, liegt plötzlich tot im Bett, das passiert am Anfang des Films, und nun wird es plötzlich eng, ein Onkel macht Druck, die Probleme mehren sich, es wird klaustrophobisch …. Ein starker und neuer (2023) jordanischer Film von Amjad Al Rasheed ist das, wahrlich ein Problemfilm.

Wir haben den Film im Houdini in Zürich gesehen, und er transportierte uns fast zwei Stunden nach Amman, und auch uns wurde es eng. Kaum hat Nawal (Mouna Hawa) den Tod ihres Mannes verarbeitet, taucht dessen Bruder Rifqi auf und behauptet, 4 Raten für den Pickup, der unten auf der Straße steht, seien nicht bezahlt. Am liebsten möchte er die junge Mutter und die Tochter aus der Wohnung werfen und diese verkaufen. Nawals Bruder ist keine große Hilfe, und die Tochter im reichem Haus hat eigene Probleme: Ihr Mann betrügt sie mit allen möglichen Frauen und sie selbst ist schwanger und sucht einen Arzt, um abtreiben zu lassen …

Nawal aber weiß, was sie will. Den Pickup möchte sie behalten, und eine Weile Ruhe hätte sie, wenn sie schwanger wäre. Vielleicht kann man tricksen? Ein Kollege bedrängt sie und will eine Partnerschaft. Eine Krise führt zur nächsten. Männer, überall arrogante Männer, und wenn einer an der Tür läutet, muss man sich rasch den Schleier überwerfen. Kein gutes Leben für eine Frau in der arabischen Welt; das zeigt der Film auf eindringliche Weise.

Es wird oft zu Allah gebetet, und manchmal hat Er ein Einsehen. Nicht allerdings mit der Tochter der reichen Frau: Ihr Mann holt sie ab und verprügelt sie furchtbar. Wie hat er von der Abtreibung erfahren? Nawal wirft der reichen Frau vor: »Sie sind schuld. Es ist Ihr Fehler!« Sie, die Mutter, übergab ihre Tochter dem Mann, sie stützt diese falsche Welt der männlichen Übermacht. Nichts wird sich ändern, wenn diese stillschweigend geduldet wird.

Irgendwie öffnet sich dann doch ein Fenster, durch das wir ins Freie blicken können. Ein wenig Hoffnung muss solch ein Film spenden, sonst wäre es unerträglich. Eine Hoffnung ist auch, dass dieser Film gemacht werden konnte, der auf den Festivals in Berlin und Cannes viel Lob erhielt.

Gewidmet hat der Regisseur ihn Claire Naber, die viel für die Errichtung einer Filmschule in Jordanien getan hat und dann leider mit 37 Jahren am Krebs starb. Ausbildungsstätten für arabische Filmemacher sind selten, doch eine Gesellschaft braucht, wenn sie lebendig bleiben soll, Kulturschaffende, die Probleme aufgreifen. Die Männer sind vielleicht mit dem Status quo zufrieden, die Frauen nicht.

Eine mächtige Bewegung von unten kann etwas ändern — wie in Somalia, wo sich wütende Proteste von Frauen erhoben, nachdem ein Mann seine Frau auf brutale Weise getötet hatte. Der Täter wurde nicht wie üblich seinem Clan übergeben, sondern von einem Gericht zum Tod verurteilt. Das digitale Magazin Deine Korrespondentin hat über den Fall berichtet.

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