Reinkarnation bei frühen Völkern

Frühe Völker, was soll das sein? Noch im 19. Jahrhundert sprach die Ethnologie von »primitiven« Völkern oder Stämmen, auch nachdem man begriffen hatte, dass ihre Mythologien oder Religionen äußerst komplex sein konnten; doch man war europazentriert. Die frühen Clans und Stämme in Afrika, Australien und Ozeanien jedenfalls glaubten oft an Reinkarnation, nicht nur Hinduisten und Buddhisten tun das.

Ein Kapitel darüber fand ich in dem Buch Reincarnation: The Phoenix Fire Mystery von 1977. Darin heißt es:

Die afrikanischen Gruppen, die an viele Leben glaubten, sind zu zahlreich, um sie alle aufzuführen. Theodore Besterman fasste den Glauben an die Wiedergeburt zusammen und stellte über 100 Stämme in ganz Afrika fest, zuzüglich Madagaskar. 36 Stämme glaubten, dass Menschen als Menschen wiederkehren, 47, dass Menschen als Tiere wiedergeboren werden, und 12 hatten andere Vorstellungen. Die zivilisierteren Stämme zählten zur ersten Kategorie.   

Die Yorubas in Nigeria nannten einen Sohn gern Babatunde, was heißt »Vater ist zurückgekommen« und ein Mädchen Yetunde (Mutter ist zurückgekommen). Dieselbe Bedeutung hat in Ghana der Name Ababio.

Schön klingt, was Mankanyezi (der »Bestirnte«) von den Zulus Patrick Bowen erzählte:

Im Körper ist eine Seele; in der Seele ist ein Funken des Itongo, des Universellen Geistes. Nach dem Tod des Körpers schwebt Idhlozi (die Seele) noch eine Weile in der Nähe des Körpers herum, und dann reist sie nach Esil-weni, den Plätzen der Tiere. Das ist anders, als in den Körper eines Tiers einzutreten. In Esil-weni nimmt die Seele eine Form an, teils Mensch und teils Tier. … Nach einer Weile, kurz oder lang, je nach der Stärke ihrer animalischen Natur, wirft die Seele das tierähnliche Gewand ab und bewegt sich weiter — hin zu einem Platz der Ruhe.

Dort schläft sie, bis die Zeit kommt, dass sie träumt, dass sie auf der Erde etwas zu tun und zu lernen erwartet. Dann erwacht sie und kehrt durch den Platz der Tiere zur Erde zurück und wird als Kind geboren. Wieder und wieder reist die Seele auf diese Weise, bis der Mensch endlich der Wahre Mensch wird, und dann wird seine Seele, wenn der Körper gestorben ist, eins mit Itongo, von dem sie gekommen ist. 

Bei den nördlichen Stämmen Zentral-Australiens herrschte ein starker Glaube an Reinkarnation, ohne Ausnahme. Das war so bei den Stämmen, die Abkunft und Totem auf die väterliche Linie zurückführten und ebenso bei Stämmen, die die mütterliche Linie bevorzugten. Auch auf den Pazifikinseln findet sich dieser Glaube. In Okinawa bleibt der Geist eines Menschen 49 Tage nach seinem Tod in der Nähe des Leichnams, bevor er in Gusho eintritt, den Bereich nach der gegenwärtigen Welt. Der Geist kehrt innerhalb von 7 Generationen zurück, und der Mensch ähnelt dem, der er früher war. Manche Geister bleiben auch auf ewig in Gusho, diesem geistigen Reich; Reinkarnation ist nicht verpflichtend.

Noch eine interessante Passage über Südamerika von Daniel Brinton (Myths of the New World):

Die Indianer von Maryland sagten, dass es sich bei den Weißen um eine alte Generation handle, die wieder Leben angenommen habe und zurückgekommen sei, um ihr Land wieder in Besitz zu nehmen …. (Dass diese Legende existierte), beweist die Tatsache, dass in Mexiko, Bogotà und Peru die Weißen sofort mit den Namen der Helden der Vorzeit angesprochen wurden: Suas, Viracochas und Quetzalcoatl. …

Die Helden der Vorzeit stellte man sich mit heller Hautfarbe vor, als mächtige Krieger, die zwar eine Ära abwesend waren, aber nun zurückkamen, um ihre alteingesessene Macht zu beanspruchen. … Historiker zeigten sich verwundert, dass die Reiche Mexiko, Peru, der Mayas und der Natches im Angesicht einer Handvcoll spanischer Söldner blitzartig zusammenbrachen. Wo immer die Weißen auftauchten, wurden sie mit den alten Vorhersagen verbunden, die von der Rückkehr des Geistes der Vorzeit sprachen und dass dieser sich zurückholen wolle, was ihm zustehe.

Ob das von der heutigen Geschichtsforschung bestätigt wird, weiß ich nicht, und das nachzurecherchieren habe ich jetzt keine Lust. Es ist jedenfalls eine verwegene These.

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