Das Jahrhundertrennen (2017)

Ich weiß nicht, was ich da suchte in den manipogo-Artikeln des Jahres 2017, vermutlich hatte mir das Archiv den Beitrag präsentiert, und plötzlich sah ich, dass ein wichtiges Kapitel aus meinem Versroman Das Jahrhundertrennen fehlte; eingebaut, umgebaut, jetzt stimmt alles. Das ist ein Anlasss, euch das Ding noch einmal vorzustellen. Darauf kam ich durch Pale Fire von Vladimir Nabokov (1899-1976).

Darüber wollte ich kurz reden. Pale Fire ist ein total durchkonstruierter Roman mit tausend klassischen Zitaten, Anspielungen, und am Anfang lesen wir ein 999-zeiliges wunderbares Gedicht in Reim. Ich lese das alles nochmal, das wird aber dauern. Das Gedicht hat bei Nabokov John Shade geschrieben, ein amerikanischer Lyriker, und nebenan lebt Charles Kinbote, ein russischer Exilant, der später das Gedicht auf vielen Seiten erläutern wird, doch zwischendurch ahnen wir, dass er leicht verrückt ist. Shade kommt im Gedicht bis Zeile 999, doch dann fehlt das Reimwort. Warum? Auf Zeile 996 erwähnt er einen Gärtner, der ins Blickfeld tritt, und dieser wird, so erfahren wir später, John Slade erschießen, weil er ihn mit jemandem verwechselt hat. Deshalb erreichte er Zeile 1000 nicht. Der Anfang schließt ans Ende an, wenn man es nochmal liest.

Nabokov war ein Zauberer! In Montreux denke ich immer an ihn. Dort lebte er von 1961 bis zu seinem Tod mit Frau Vera im Palace-Hotel. Die Suite kostete wahrscheinlich weniger als der Aufenthalt in einem Altenheim, das umgerechnet mit 130 Euro am Tag pro Bewohner/in zu Buche schlägt. Sicher hatten die Nabokovs Spezialkonditionen, man hat ja gern einen berühmten Autor in seinem Hotel wohnen. (Ein anderer berühmter Dauerbewohner eines Hotels ist Udo Lindenberg. Hamburg, Atlantic.)

Damals in Karlsruhe: Der manipogo-Autor, als Priester Don Camillo verkleidet

 

Und das brachte mich zu meinem Jahrhundertrennen, das ein langes, ambitioniertes Gedicht ist, schön durchkonstruiert. Ich schrieb es 2015 nd veröffentlichte es im Mai 2017, rechtzeitig zu unserem damaligen Treffen in Karlsruhe zur 200. Wiederkehr der ersten Ausfahrt des Freiherrn von Drais mit seinem Laufrad.  Ich habe nur halbherzig versucht, einen Verleger zu finden; sowas interessiert leider keinen Menschen. Thema ist ein legendäres Treffen in Karlsruhe, geschrieben zwei Jahre vor dem echten Event, und es ist wirklich ein Roman mit handelnden Personen. Es passiert eine Menge, und wenn man die Muße hätte, es sich vorlesen zu lassen, würde es einen schon hineinziehen.

Was hat man nicht alles geschrieben, und wie wenig wurde veröffentlicht! Man sieht es mit Fatalismus. Dass ich dann doch ein Dutzend Bücher veröffentlichen durfte, war Zufall und Glück. Der Blog ist ein schönes Ventil. Unten also die Links zu den 12 Teilen des Jahrhundertrennens, vielleicht schaut ihr doch einmal hinein.

Das Jahrhundertrennen (1) (2)(3)(4)(5) (6) (7)(8) (9)(10) (11)(12).

Weitere Artikel:

Im Anflug auf KarlsruheUnterwegs in KarlsruheNachlese zu Karlsruhe

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.