Archiv der Kategorie 'Alte Wege'

Waltraut Weigold

Donnerstag, den 14. April 2022

Ich schreibe normalerweise nicht über meine Arbeit im Altenheim, doch heute will ich eine Ausnahme machen. Wir hatten ein Jahr lang eine Bewohnerin, die mir ans Herz gewachsen war und die vor zwei Monaten gestorben ist, im gesegneten Alter von 96 Jahren. Sie hieß Waltraut Weigold, stammte aus Berlin und war eine sehr gute Malerin, […]

2022

Freitag, den 31. Dezember 2021

Ein neues Jahr steht am Horizont, und für mich könnten die beiden letzten Ziffern nicht schöner sein: 22. Immer wieder habe ich mich der Zahl zweiundzwanzig gewidmet. Doch im Kalender ist es halt nur eine Zahl, und Silvester ist ein Ritual, eine Konvention, die wir aber auch dieses Jahr genießen wollen, egal, wie oft es […]

Weihnacht 2020

Dienstag, den 21. Dezember 2021

Heute ist unsere Weihnachtsfeier im Altenheim. Vergangenes Jahr fiel sie aus. Die ganze Weihnachtszeit 2020 kommt mir heute wie ein Alptraum vor, und mir scheint, das alles liege viele, viele Jahre zurück; gründlich verdrängt. Manche Dinge muss man einfach vergessen. Auch bei uns gab es nach der Tragödie einen Neuanfang, der sich aber erst Mitte […]

Neues Leben

Montag, den 13. Dezember 2021

Vielleicht ist manipogo zu negativ. Wir wollen freilich Hoffnung bieten, aber die entgegenstehenden Kräfte nicht verbergen getreu dem buddhistischen Motto: Zeig, was ist. Darum eine Vignette mit einem Absatz aus Erich Kästners Buch Notabene über das Jahr 1945, das ja kein gutes war. Er selber hat ja die Frage überliefert: »Herr Kästner, wo bleibt das […]

Schwarzer Engel

Mittwoch, den 1. Dezember 2021

Die schöne, jedoch todbringende Frau, der eiskalte Engel — das ist ein Topos in der Literatur und im Leben, ist die Vereinigung Madonna/Hure, emotional und erotisch besetzt und geeignet, viel seelischen Bodensatz aufzuwirbeln. Mit der Geschichte von Carmen Maria Mory wird leider wieder einer Täterin gedacht und nicht eines der vielen namenlosen Opfer, doch sie […]

Sklavenhandel

Freitag, den 12. November 2021

Auf einer Expedition einer Gruppe Bambara in Mali verschwindet spurlos ein kleiner Junge, Naba. Damals, im Jahr 1808, wussten es alle: das Werk von Sklavenhändlern. Was Maryse Condé in ihrem großen Roman Segu (1984) erzählt, verweist uns auf Ein Goldfisch. Auch Laïla war geraubt worden, als kleines Mädchen in Marokko. Plötzlich müssen wir uns mit […]

Stella und Peter

Montag, den 20. September 2021

Stella und Christian, das war vor einem Jahr. Stella ist italienisch und heißt: der Stern. Stella polare, hieß so nicht eine Bahnstation in Ostia? Mittelmeer statt Eismeer. Stella Petersen jedenfalls, die Lehrerin bei Lenz, war wunderschön, aber eine literarische Figur. Stella Goldschlag lebte tatsächlich und war auch wunderschön, ein eiskalter Engel jedoch, und Peter Wyden […]

Der Judenstern

Sonntag, den 19. September 2021

Der 19. September vor 80 Jahren war der erste Tag, an dem die Juden in Deutschland ihren gelben Stern anheften mussten. Wer am Tag zuvor noch munter in die Berliner Tram gestioegen war, schlich sich nun, durch den Stern gebrandmarkt, in die Wagen hinein. Die Kennzeichnung als Jude ging der  Brandmarkung in den Lagern voraus; […]

Die ersten Tötungsanstalten

Freitag, den 10. September 2021

Nun das Gegenteil von Humor. Wir erinnern kurz an die Euthanasie-Aktion T4, mit der die Nationalsozialisten »lebensunwertes Leben« auslöschen wollten. Geisteskranke sollten massenhaft getötet werden. In zwei Jahren gab es 70.000 Opfer, bevor nach kirchlichen Protesten die Aktion auf Geheiß Hiters eingestellt wurde. T4 hieß die Aktion, weil die betreffende Behörde in der Tiergartenstraße 4 […]

Ganz normale Männer

Donnerstag, den 12. August 2021

Wir denken noch einmal daran, was Friedrich Schiller über den Dreißigjährigen Krieg geschrieben hat: Wollte man alles Schreckliche des Krieges (und aller Kriege) zu einem Wort verdichten, es wäre der Soldat. Ich habe ein paar Seiten von Christopher Browning gefunden, der darin sein Buch Ganz normale Männer von 1993 zusammenfasst. Da geht es um den […]