Archiv der Kategorie 'Literatur'

Angekommen

Dienstag, den 30. März 2021

Robert Walser war ein unermüdlicher, fast gewalttätiger Wanderer. Immer wieder machte er sich auf den Weg. Eine Wanderung am Weihnachtstag 1956 war seine letzte; man fand seinen leblosen Körper in einem Schneefeld. Vielleicht hat er in diesem Text vorweggenommen, was ihm geschah: empfangen zu werden, endlich zu Hause angekommen zu sein.

Wandern im Hades

Montag, den 29. März 2021

Der zweite Text von Robert Walser spielt im Nebel. Die Gestalten sind schwarz, die  Hoffnung ist fern. So mag es denjenigen gehen, die, weil sie nichts glaubten oder negativ eingestellt waren, nach dem Tod in einem Zwischenreich verweilen müssen ― je nach Kulturkreis Limbo, barzakh, Hades oder Fegefeuer ―, bevor es weitergeht. Auch da bäumt […]

Drei Utopien

Sonntag, den 28. März 2021

Im Bodenseebuch 1943 stehen drei Texte von Robert Walser (1878-1956), die zu schön sind, um dort eingeschlossen zu bleiben. Die Szenerien wirken derart irreal, dass es sich um Erfahrungen in einer anderen Welt handeln könnte. Und doch ist alles innig und intim geschildert, herzerwärmend: Das war Walsers Kunst.

Verbrennt mich!

Mittwoch, den 24. März 2021

Am 10. Mai 1933 verbrannten in 22 deutschen Städten Nazi-Sympathisanten Bücher von ihnen verhassten Autoren — solche, die der Macht nicht gefielen, und unter ihnen waren viele von hohem Rang. Eine Liste der verbotenen Autoren wurde erstellt, Bibliotheken wurden von »undeutschem Schrifttum« gesäubert. Da meldete sich jemand mit einem Brief zu Wort …

Mordlust

Montag, den 22. März 2021

Um noch einmal auf den Krimi (und die Mordlust) zurückzukommen, will ich eine Stelle aus dem Roman Mittelreich von Josef Bierbichler zitieren, der 2011 auf den Markt gekommen ist. Der Autor schildert die 1950-er Jahre in einem Dorf am Starnberger See, und der Erzähler ist der Oberschlesier Viktor, der sich nach 391 Seiten 1984 von […]

Die Autobiographie

Montag, den 15. März 2021

Ganz oben auf dem Regal, in Deckennähe, stand die fünfbändige Gesamtausgabe der Werke von Mark Twain, und mit der Autobiographie fing ich an. 524 Seiten. Die Gesamtausgabe auf Deutsch war 1967 von Carl Hanser in München verlegt worden. Wunderbar bunt war Twains Leben, und er zog so richtig vom Leder, aber … es war nicht […]

Letzter Blick ins Heptameron

Mittwoch, den 24. Februar 2021

Nachdem ich in Heptameron fast 400 Seiten mit Liebesgetändel, Listen und Tricks und Bettgeschichten hinter mir hatte, beschloss ich, dass drei Tage auch genügen, der Rest bis zum siebten Tag wäre Wiederholung. Außerdem stießen mich zwei Passagen richtig ab: die Meinung der Adeligen über die »einfachen Leute« und eine krasse Inzestgeschichte. Zur Erinnerung: Das Buch […]

Gastspiel in Bozen

Montag, den 22. Februar 2021

Über einen Mann und eine Frau in Bozen muss ich kurz schreiben. Sicher wahr: Es werden auf manipogo zu viele Bücher vorgestellt, da ich viel lese; aber jedes Buch ist eine eigene Welt und auch ein Ausschnitt aus der großen Welt. Es zeigt uns: Schau, das gibt es. Denk mal darüber nach! Morgen kommt ein […]

Giacomo Casanova

Sonntag, den 21. Februar 2021

12 Bände mit insgesamt 4000 Seiten — das ist die Geschichte meines Lebens von Giacomo Casanova, die 1825 zum ersten Mal erschienen. Das Gesamtwerk ist immer nur verkürzt veröffentlicht worden; vier Fünftel davon beschöftigt sich mit Diplomatie,  dem Geldverleihen, den Sitten, dem Alltag. Man wollte aber Casanova und die Frauen lesen. Meine Ausgabe ist 250 […]

Die glückbringende Glocke

Freitag, den 19. Februar 2021

Das Bodenseebuch 1943 ist für manipogo magisch. Ich fand eine Geschichte, die ich anlas und die ein (weibliches) Morgenland-Element enthielt und so auf wundersame Weise zu einem Thema überleitet, das sich mir anbot, denn manches Ding drängt sich auf, taucht in vielen Varianten auf und appelliert: Schreib mich! Dann folge ich nur zu gern. Folgt […]