Archiv der Kategorie 'Literatur'

Schweizer Berge

Donnerstag, den 29. Dezember 2022

Vier Monate habe ich gebraucht für die Lektüre eines russischen Kriminalromans, aber jetzt bin ich durch. 250 Seiten musste ich mit dem Wörterbuch durcharbeiten, fast jeden Vormittag eine Stunde. Ich habe alles verstanden und einen Einblick in die russische Sprache gewonnen. Der Roman ist von 2020, ganz neu also, und er heißt Schweizer Berge, geschrieben […]

Auftritte von Frauen

Mittwoch, den 14. Dezember 2022

Ich fing den Roman Salammbô von Gustave Flaubert an, und beim Auftritt der Titelheldin musste ich unweigerlich an die afrikanische Medizinfrau aus Joseph Conrads Herz der Finsternis (1899) denken. Ihr Auftritt kam damals in meinem Artikel spät und ging unter. Nur Frauen können so majestätisch auftreten und magisch wirken ohne große Begleiterschar.

Crotona

Samstag, den 10. Dezember 2022

Ein paar meiner Bücher kann man beim Crotona-Verlag noch erstehen — also bestellte ich ein paar (Fomo, Elektrosmog, Der Placebo-Effekt), die zwischen 2015 und 2018 entstanden. Wenn sie nicht gut laufen, muss eben der Autor selbst für den Absatz sorgen. Der Crotona-Verlag hat aber sehr interessante Bücher zu bieten. 

Das nihilistische Zeitalter

Sonntag, den 4. Dezember 2022

In seinen Diktaten ging Peter Noll sehr weit, nannte die Dinge beim Namen. Man meint immer, Sterbende (und später, die Geister) wüssten mehr als wir. Das ist ein Irrtum. Sie trauen sich nur mehr, weil sie keine Rücksichten mehr nehmen müssen. Noll, der nun 40 Jahre tot ist, erkannte damals: »Dabei sind alle anderen auch […]

Zug der Lemminge

Samstag, den 3. Dezember 2022

Peter Noll und seine Diktate über Sterben & Tod, das sagte mir etwas, als ich das Buch aus einem Freiluftregal an mich nahm. Ich kannte den Namen durch Max Frisch, 1982 war das, lange her. Noll, der Professor für Strafrecht, hatte Blasenkrebs. Operieren wollte er sich nicht lassen, und ein Jahr Leben blieb ihm noch. […]

Teresa und Adriatico

Freitag, den 25. November 2022

In dem Roman Medusa findet sich eine wunderschöne Seite: Teresa und Adriatico entdecken ihre Liebe zueinander, und das hat Mario Tobino diskret und gleichzeitig deutlich geschildert. Eine Gruppe, Männer und Frauen; und zwei von ihnen fühlen sich auf geheimnisvolle Weise voneinander angezogen, nähern sich unwillkürlich einander an, bis es zur Vereinigung kommt.

Borges‘ Zahir

Sonntag, den 13. November 2022

Die Erzählung El Zahir von Jorge Luis Borges gehört zu seinem El Aleph, das wurde mir erst jetzt klar. Zahir ist das Gegenstück zum Aleph und dessen Abwandlung, und wenn ich Borges lese, erfasst mich eine eigentümliche Erregung, weil sich alle möglichen Bezüge auftun, alles mit Bedeutung aufgeladen ist und hinter allem Geheimnisse des Universums […]

Eine sonderbare Wirtszeche

Samstag, den 5. November 2022

Am 17. April 1805 soll sich in einem Wirtshaus Segringen (bei Dinkelsbühl in Bayern) eine lustigen Geschichte zugetragen haben, die uns Johann Peter Hebel (1760-1826) unter dem obigen Titel erzählte. Die 6000 Jahre — damals immer noch das vermutete Alter der Erde — tauchen auf, und so weitet sich ungeahnt der Blick, trotz des profanen Motivs, […]

Arrebatadamente

Dienstag, den 25. Oktober 2022

Wir wollen heute ein Liebesgedicht von Blas de Otero (Tú, que hieres) drannehmen, das ich immer irgendwie im Hinterkopf hatte. Dieses erste Wort arrebatadamente, das ungestüm oder glühend bedeutet und vier Mal in den 14 Zeilen des Gedichts vorkommt! Da steckt mörderisches Drängen drin, der Schrei nach der Geliebten, und man könnte Angst vor einer […]

Was weißt du von mir?

Samstag, den 15. Oktober 2022

Manche armen Bücher stehen jahrelang, stumm leidend, im Regal deiner Bibliothek, bis du dich wieder an sie erinnerst. Nach vielen Jahren nahm ich wieder das Libro de las alucinaciones (2000) des spanischen Dichters José Hierro zur Hand. In der Einleitung fand ich eine Erörterung des Ichs des Autors, verfasst von seinem Kollegen Dionisios Cañas.